Haushalt und Frauen im Antiken Griechenland
Das Haus und die Familie waren eine wichtige Einheit in der griechischen Gesellschaft. Das eigene Haus markierte den sozialen Status und bot einen Ort für private soziale Kontakte. Viele städtische Häuser hatten zwei Stockwerke und waren durch eine Mauer von der Straße abgetrennt. In den meisten Gebieten der antiken griechischen Welt verfügte ein Haushalt über Schlaf- und Arbeitsräume, Vorratskammern sowie in vielen Städten über Waschräume. Im sogenannten Oikos wurde zusätzlich das Essen auf einem kleinen Herd zubereitet. Eine sogenannte Pasta stellte einen Vorraum zu den Wohnbereiches des Hauses dar. Zusätzlich zu den zwingend notwendigen Teilen des Hauses gab es noch Räume, welche speziell Männern oder Frauen vorbehalten waren. Meistens lag das sogenannte Gynaikon, welches Frauen zum Weben und Arbeiten zur Verfügung stand, im Obergeschoss eines Hauses. Im sogenannten Andron, welches im Erdgeschoss des Hauses zu finden war, feierten ausschließlich Männer. Der offene Innenhof war das Zentrum in jedem Haus und ein wichtiges Merkmal für die klassische Zeit.
Das Leben einer griechischen Frau
Im antiken Griechenland lag die Lebenserwartung im Durchschnitt bei 20 bis 30 Jahren. Allerdings wird dieser Wert von der sehr hohen Kindersterblichkeit beeinflusst. Ein großer Teil der Bevölkerung wurde älter als 30 Jahre alt. Da jedoch sehr viele Kinder in den ersten drei Jahren nach der Geburt verstarben, mussten Frauen besonders viele Kinder gebären, um den Fortbestand der eigenen Familie zu sichern. Das Bekommen von Kindern war ein wichtiger Teil des Lebens einer griechischen Frau, denn erst mit der Geburt ihres ersten Kindes wurde sie zu einer öffentlich anerkannten Frau. Kinder waren zudem wichtig, um die Eltern im Alter pflegen zu können. Wurde ein Kind geboren, so durfte der Hausvater und nicht die Mutter über dessen Schicksal entscheiden. So kam es vor, dass ungewollte Kinder, wie beispielsweise Mädchen, ausgesetzt wurden. Gegen diese schrecklichen Taten gab es keine Gesetze. Wohlhabende Familien beschäftigten zudem sogenannte Ammen, welche die Kinder großzogen und diese versorgten. Bevor eine Frau Kinder bekam war es damals sehr wichtig, dass sie verheiratet war. Viele Mädchen wurden von ihrem Vater in eine geplante Ehe übergeben. Die Mädchen waren meist erst 15 bis 20 Jahre alt und durften nicht mitentscheiden, wen sie heiraten sollten. Private Beziehungen der jungen Frauen wurden manchmal bis zur Heirat geduldet. Innerhalb der Ehe musste die Frau viele Aufgaben im privaten Haushalt übernehmen. So kochte sie das Essen und war für die Produktion der Kleidung zuständig. Die Produktion der Kleidung vollzog sich im sogenannten Gynaikon, einem Bereich, welcher ausschließlich Frauen vorbehalten war. Frauen aus ärmeren Verhältnissen mussten und konnten außerhalb des eigenen Hauses arbeiten.
Stofffärberei und Mode
Eine angemessene Kleidung hatte in der antiken griechischen Welt einen hohen Stellenwert. Meist wurde Kleidung aus tierischen Materialien gefertigt, da dies kostengünstiger und leichter war. Damals waren hauptsächlich Frauen für die Produktion von Kleidung verantwortlich. Die alten Griechen verwendeten für die Herstellung beispielsweise Schafwolle und verwebten diese dann per Hand zu einheitlichen Stoffen. Deutlich wertvoller als einfache Wolle waren Seide und Tierhaare. Die Seide gewann man vom Verpuppungsprozess einer speziellen Raupenart und die Tierhaare stammten meist von Pferden. Seide war so kostbar, dass es hauptsächlich von den reichsten Einwohnern getragen wurde und das meist zu speziellen Anlässen. Neben den tierischen Materialien wurden auch pflanzliche Produkte, wie Leinen und Baumwolle genutzt, welche etwas kostengünstiger waren als Seide. Die Färbung der hergestellten Stoffe war ein wichtiger Schritt in der Produktion. Die Griechen färbten ihre Kleidung mit den verschiedensten Mitteln. Zum Einfärben nutzte man hauptsächlich pflanzliche Produkte, aber auch Insekten und Meerestiere. Der kostbarste Farbstoff der Antike war Purpur, welcher durch einen sehr aufwendigen Prozess aus bestimmten Meeresschnecken gewonnen wurde. Bereits ein Gramm des Färbemittels erzielte hohe Preise.
Ähnlich wie heute gab es bereits im antiken Griechenland Trends und beliebte Kleidungsstücke, welche sich im Lauf der Geschichte immer wieder veränderten. So war im Griechenland der klassischen Zeit um 500 v. Chr. der sogenannte Peplos bei weiblichen Trägern sehr beliebt. Das körperlange Tuch, welches ausschließlich Frauen anzogen, zeichnete sich durch seine schlichte Art aus. Es war wenig spektakulär und dennoch verbanden die Griechen in dieser Zeit eine gewisse weibliche Eleganz mit diesem Kleidungsstil. Außerdem trugen Frauen den sogenannten Chiton in einer langen Version mit Ärmeln und je nach Temperatur einem etwas dichteren Mantel, welchen man Himation nannte. Der Chiton und der Himation wurde auch von Männern getragen, wobei der Chiton bei Männern meist deutlich kürzer war. Befestigt wurden die losen und meist langen Tücher und Stoffteile der jeweiligen Kleidungsstile mit Knöpfen, Nadeln oder Gürteln.
Quellen- und Literaturangaben
Der Städtische Haushalt
Nevett, Lisa C.: House and society in the ancient greek world. Cambridge 1999. Seite 1-3.
Schmitz, Winfried: Haus und Familie im Antiken Griechenland. München 2007. Seite 1f, 41f.
Das Leben einer griechischen Frau
Schmitz, Winfried: Haus und Familie im Antiken Griechenland. München 2007. Seite 3-8, 23f., 25, 27-30, 41f.
Stofffärberei und Mode
Junker, Klaus/ Tauchert, Sina: Helenas Töchter. Frauen und Mode im frühen Griechenland. Darmstadt 2015. Seite 108f., 119f.
Pekridou-Gorecki, Anastasia: Mode im antiken Griechenland. Textile Fertigung und Kleidung. München 1989. Seite 13f.,26-30, 35-37, 94, 122-127.
Schmitz, Winfried: Haus und Familie im Antiken Griechenland. München 2007. Seite 30.