Bismarcks Bündnispolitik
Die verschiedenen und übergreifenden Bündnisse, welche Bismarck mit unterschiedlichsten Nationen einging, sollten die Macht im noch jungen deutschen Kaiserreich sichern und dieses vor militärischen Angriffen seiner Nachbarn schützen. Zudem wollte der Reichskanzler Bismarck den anderen Großmächten vermitteln, dass keine Expansionsbestrebungen (Wunsch nach Vergrößerung des eigenen Reiches/ Einflussbereiches) vom Deutschen Kaiserreich ausgingen.
Bismarcks Zielsetzung - Die Ausgrenzung Frankreichs
Mit der Vielzahl der Bündnisse bezweckte Bismarck in erster Linie die Ausgrenzung und Isolierung Frankreichs. Dies war aus der Sicht von Bismarck nötig, da er eine Gefahr durch die Franzosen vermutete. Frankreich hatte im Deutsch-Französischen Krieg im Jahr 1870/1871 gegen den Norddeutschen Bund und die verbündeten deutschen Staaten verloren und dabei schwere Verluste verzeichnen müssen. Eine potenzielle Racheaktion war deshalb nicht auszuschließen. So schloss Bismarck im Namen des deutschen Kaiserreiches also verschiedene Bündnisse um militärische Risiken zu vermindern. Beispielsweise sollte durch Verträge mit Russland ein sogenannter Zweifrontenkrieg durch Frankreich und Russland verhindert werden.
Machtgleichgewicht
Durch das umfangreiche Bündnissystem, welches durch Bismarck etabliert wurde, konnten militärische Auseinandersetzungen in Europa verhindert werden. Die Verträge und Bündnisse führten dazu, dass keine der Großmächte zu mächtig wurde und dass Angriffe auf andere Mächte sehr unattraktiv im komplexen System des Reichskanzlers erschienen.
Weiteres Bündnis im Interesse des Deutschen Reiches
Das Mittelmeerabkommen von 1887 zwischen den Bündnispartnern Großbritannien, Italien und Österreich-Ungarn war ebenfalls im Sinne des deutschen Kaiserreiches. So wurde dadurch der Bestand des gegenwärtigen Zustandes in Europa gewährleistet. Eine mögliche Expansion Russlands im Bereich des Schwarzen Meeres und des Mittelmeeres galt es damals frühzeitig zu unterbinden.
Scheitern des Systems
Das komplexe und äußerst effektive Bündnissystem, welches durch Bismarck etabliert und gepflegt wurde, scheiterte letztlich an verschiedenen Gründen. So sollen beispielsweise politische Meinungsverschiedenheiten zwischen Russland und dem deutschen Reich sowie die aggressive Regierungsweise von Kaiser Wilhelm II. Ansätze für das Scheitern liefern. Dieser wollte die Bündnispolitik nicht fortsetzen.
Quellen- und Literaturangaben
Canis, Konrad: Bismarcks Aussenpolitik 1870 bis 1890. Aufstieg und Gefährdung. Paderborn/ München/ Wien/ Zürich 2004. Seite 41-84, 141-182.
Grevelhörster, Ludger: Der Erste Weltkrieges und das Ende des Kaiserreiches. Geschichte und Wirkung. Münster 2004. Seite 19f.
Hildebrand, Klaus: Deutsche Außenpolitik 1871-1918. 2. Auflage. München/ Oldenbourg 1994. Seite 3-26.