Politische Vielfalt

Das antike Griechenland zeichnete sich besonders durch seine politische Vielfalt aus. In den gezeigten Abschnitten wirst du mehr über die Städte Sparta und Athen erfahren. Beide Polis galten als mächtige Rivalen in der Antike.

Athen - Gesellschaft der Gleichen

Nachdem die vom Volk gewählte politische Elite Athens um 500 v. Chr. eine militärische Hilfsaktion genehmigt hatte, welche das verfeindete Sparta unterstützen sollte, löste dies starken politischen Widerspruch in großen Teilen der Athener Gesellschaft aus. Einer der bekanntesten Kritiker war zu dieser Zeit Perikles. Im Zuge der politischen Unruhen formte sich der altgriechische Begriff demokratia, was Herrschaft des Volkes bedeutete. Das Volk konnte sich nun direkt an allen Volksentscheidungen und Gerichtsprozessen beteiligen. Die direkte Demokratie war geboren. Der von Perikles maßgeblich geförderte demokratische Prozess sollte den athenischen Bürgern für die darauffolgenden 150 Jahre als politische Basis dienen. Zusätzlich zu den demokratischen Grundstrukturen entwickelte sich ein gesichertes Bürgerrecht und ein damit verbundenes Wahl- und Mitbestimmungsrecht.

Im Sinne der gefestigten demokratischen Zustände tagte in Athen nun regelmäßig die sogenannte Ekklesia. Die Ekklesia war die Volksversammlung mit der gesetzgebenden Gewalt in Athen. Sie fand mindestens 40 Mal im Jahr auf der sogenannten Pnyx statt. Alle freien männlichen Bürger über 18 Jahren durften an den Versammlungen teilnehmen und hatten ein Rede- und Stimmrecht. Frauen, Meriöken (Griechen ohne athenisches Bürgerrecht) und Sklaven waren somit von der Abstimmung ausgeschlossen. Abstimmungen erfolgten durch eine Mehrheit mit Handzeichen. Die Hauptaufgaben der Ekklesia waren Außenpolitik, Finanzen und militärische Entscheidungen. Auch landwirtschaftliche Entscheidungen wurden dort getroffen. Zusätzlich fungierte die Ekklesia noch als Gerichtshof für schwere Verbrechen und für das sogenannte Scherbengericht. Durch dieses konnten unbeliebte Bürger für bis zu 10 Jahre aus der Stadt verbannt werden. In Zeiten des Friedens nahmen meist mehr als 5000 Menschen and der regelmäßig stattfindenden Volksversammlung teil. Um ärmeren Menschen den Zugang zur politischen Mitbestimmung zu ermöglichen, erhielten die Teilnehmenden ab 400 v. Chr. ein Tagesgeld für ihr Mitwirken. Die Volksversammlung wählt ihren Vorsitzenden selbst. Sogenannte Archonten (Strategen) übernahmen damals die Planung und Moderation der Versammlungen und konnten auch eigene Themenvorschläge zur Debatte stellen. Einer der bekanntesten Archonten war der Politiker Perikles in Athen.

Sparta - Ein Leben für den Staat

Sparta wurde im klassischen Griechenland stets von zwei Königen regiert. Die beiden Könige stammten aus zwei unterschiedlichen Herrschaftsfamilien. Die Familien der Agiaden und die der Eurypontiden sollen beide von griechischen Helden Herakles abstammen. Das politische System Spartas lässt sich als Oligarchie betitelt. Dabei waren die beiden Könige in der zentralen Machtposition und wurden durch die Ephoren und die Gerusia unterstützt und überwacht. Die Ephoren waren Aufsichtsbeamte, welche jedes Jahr aus den Reihen der Bürger gewählt wurden. Sie schlichteten auch Streitigkeiten zwischen den beiden Königen. Die Gerusia war ein Ältestenrat, zu welchem die beiden Könige und 28 spartanische alte Männer gehörten. Die Mitglieder dieses Rates wurden auf Lebenszeit gewählt. Sie bereiteten die Volksversammlung vor und fungierten als Gerichtshof.

Die Volksversammlung wurde Apella genannt und war die einzige wirkliche Möglichkeit für die Bürger Spartas an der Politik mitzuwirken ohne eine Funktion als Ephoren- oder Gerusiamitglied auszuüben. In der Apella wurden Personen für die Positionen der Ephoren und Gerusia gewählt oder Vorschläge an die Gerusia vorgebracht. Der spartanische Stadtstaat war durch und durch ein Militärstaat. Bereits im frühen Kindesalter mussten Jungen, von ihren Familien getrennt, eine strenge sportliche und militärische Ausbildung durchlaufen. Diese gemeinschaftliche Erziehung wird Agoge genannt. Mit dem Erreichen des 20. Lebensjahres wurden aus den Jungen offiziell spartanische Männer. Sie mussten entsprechend ihrer Rolle dem Militär dienen. Die Wehrpflicht endete mit 60 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt konnten Sie sich in die Gerusia wählen lassen. Im antiken Sparta gab es drei große soziale Gruppen. Die spartanischen Bürger, die Periöken und die Heloten. Die Periöken lebten als sogenannte Herumwohnende in einer beschränkten Abhängigkeit zur spartanischen Polis. Sie hatten ein geringes Maß an persönlichen Rechten. Auch in Athen gab es eine Gruppe, welche sich mit den Periöken vergleichen lässt, die Metöken. Die Heloten waren die niederste soziale Schicht in Sparta und gehörten dem Staat. Sie standen zwar noch über den Sklaven, waren jedoch in einer ähnlichen sozialen Position.

Quellen- und Literaturangaben

Demokratie und Gesellschaft in Athen
Funke, Peter: Athen in klassischer Zeit. München 2007. Seite 50f., 58-60.
Howatson, Margaret C.(Hrsg.): Reclams Lexikon der Antike. Biographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart 2006. Seite 67, 192f., 456, 511-513.
Schubert, Charlotte: Athen und Sparta in klassischer Zeit. Ein Studienbuch. Stuttgart/ Weimar 2003. Seite 170-173.

Politik und Erziehung in Sparta
Funke, Peter: Athen in klassischer Zeit. München 2007. Seite 63f.
Howatson, Margaret C.(Hrsg.): Reclams Lexikon der Antike. Biographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart 2006. Seite 202, 249, 605-608.
Mann, Christian: Militär und Kriegsführung in der Antike. München 2013. Seite 9.
Schubert, Charlotte: Athen und Sparta in klassischer Zeit. Ein Studienbuch. Stuttgart/ Weimar 2003. Seite 170-173.