Imperialismus und Bestrebungen der Großmächte
Der Fachbegriff Imperialismus umfasst das Streben eines Staates, seinen Machtbereich über die eigentlichen Landesgrenzen hinaus auszuweiten. Dieses Vorhaben kann über verschiedene Wege verfolgt werden. So können beispielsweise schwächere Länder politisch, wirtschaftlich oder auch kulturell von stärken abhängig gemacht werden. Manchmal greift das stärke Land auch militärisch an (Krieg), um Kontrolle über das schwächere Land zu gewinnen. Historisch gesehen ist der Begriff besonders für den Zeitraum von 1880 bis 1918 wichtig. Die Kolonialmächte (europäischen Großmächte Großbritannien, Frankreich, Russland und das Deutsche Kaiserreich sowie Japan und die USA) teilten damals große Teile Afrikas und Asiens unter sich auf. Die aufgeteilten Gebiete wurden dann von den Ländern zur Rohstoffgewinnung, als Lieferanten für wichtige Produkte und zum Verkauf von eingeführten Waren genutzt.
Kolonialismus (Fachbegriff)
Der Ausdruck des Kolonialismus bezeichnet die Politik, welche sich auf den Erwerb und Ausbau von Kolonien innerhalb der sogenannten Kolonialzeit richtet. Die Kolonialzeit war eine Epoche, welche von der Entdeckung Amerikas 1492 bis hin zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 reichte. Kolonien waren beschlagnahmte Regionen oder Länder. Sie waren für die Großmächte von wirtschaftlicher und machtpolitischer Bedeutung. Wichtig waren vor allem Bodenschätze, fruchtbares Ackerland, sowie die Menschen in den Regionen als Arbeitskräfte, welche den Kolonialmächten in Form von Sklaven dienten. Die beherrschten Länder und Völker wurden für die Vorteile des Mutterlandes also stark unterdrückt und wirtschaftlich ausgebeutet. Imperialistische Staaten waren für die Ausdehnung ihrer Macht auf Kolonien angewiesen.
Militarismus (Fachbegriff)
Der Begriff bezeichnet eine Einstellung, welche im Staat und der Gesellschaft die militärische Denk- und Verhaltensweise als Basis einrichten will. Das bedeutet, dass das Militär alle Bereiche des täglichen Lebens durchziehen soll. Dabei soll die militärische Ordnung einen hohen Einfluss auf die Gesellschaft nehmen. Auch an Schulen wird mit einer solchen Einstellung eine Disziplin eingeführt, wie man sie üblicherweise vom Militär kennt. In einem politischen System, welches militaristisch geprägt wird, hast du als Einzelperson keine Freiheit das zu sagen, was du möchtest. Auch demokratische Werte und Rechte stehen dir nicht zu.
Nationalismus (Fachbegriff)
Der Begriff leitet sich vom Wort Nation ab, was soviel wie politische Gemeinschaft bedeutet. Im Sinne des Nationalismus denken manche Menschen, dass die eigene Nation viel besser sei als die anderen Nationen. Nationalismus ist deswegen oft mit dem Herabsehen auf andere Länder und Völker verbunden. Beispielsweise werden Bildung, Kultur oder genereller Fortschritt angeführt, um die andere Nation schlechter zu präsentieren als die eigene Nation. Diese Form der Weltanschauung birgt allerdings viele Gefahren, wie es beispielsweise im Deutschland von 1933 bis 1945 unter Adolf Hitler zu sehen war.
Rassismus (Fachbegriff)
Das Wort Rassismus leitet sich vom Wort Rasse ab, welches vor allem für die Bezeichnung von Tieren verwendet wird. Beispielsweise sind Schäferhunde eine Hunderasse. Sie haben spezielle Eigenschaften, welche sie von anderen Hunden unterscheiden. Leider wird diese Form der Unterscheidung oft missbraucht, um Menschen zu klassifizieren und einzuteilen. So werden Menschen mit weißer Hautfarbe oft positive Eigenschaften zugesprochen, wogegen Menschen mit schwarzer Hautfarbe oft negative Eigenschaften durch Vorurteile erhalten. Diese Menschen werden dann auf eine niedrigere Stufe gestellt und dabei diskriminiert.
Dreieckshandel
Mit der voranschreitenden Entdeckung und Eroberung Amerikas im 16. Jahrhundert entwickelte sich ein sehr großer Handelsverkehr zwischen europäischen Mächten, Afrika und den neuen Kolonien in Amerika. Diesen riesigen Handel bezeichnet man heute als sogenannten Dreieckshandel. Er verlief in drei Schritten. Zuerst wurden Schiffe in Europa mit wertvollen Waren, wie Alkohol, Textilien oder Gewehren beladen. Dann nutzte man diese Waren, um sie in Westafrika in die “Ware” Sklaven umzutauschen. Dieser Austausch geschah selten freiwillig und so wurden oft arbeitsfähige Menschen nach Amerika verschleppt. Dort schufteten diese auf Plantagen und in Bergwerken, um wichtige Rohstoffe wie Gold, Tabak, Zucker und ähnliche Materialien zu erarbeiten. Diese Dinge wurden dann zurück nach Europa verschifft. Auf dem Weg nach Amerika starben oft viele der Menschen an Krankheiten. In Amerika wurden die Sklaven furchtbar behandelt und unter menschenverachtenden Bedingungen untergebracht. Der Dreieckshandel wurde ab 1807 offiziell verboten.
Deutscher Kolonialismus
Das rassistisch orientierte Denken in der Gesellschaft des Deutschen Kaiserreiches wurde stark durch den Beginn des deutschen Kolonialismus zum Ende des 19. Jahrhunderts hin beeinflusst. Ab 1884 erklärte das Kaiserreich unter Kaiser Wilhelm II. große Teile Afrikas als dessen Besitz. Bis 1904 kamen weitere Gebiete hinzu. Auch in Asien hatte das Deutsche Kaiserreich Kolonien. Diese waren allerdings von geringerer Größe. In den ersten Jahren stand das Deutsche Kaiserreich in starker Konkurrenz zu anderen europäischen Kolonialmächten, wie Frankreich oder Großbritannien, welche bereits eine längere Zeit Gebiete in Afrika beherrschten. Zur Hochzeit des europäischen Kolonialismus war der afrikanische Kontinent nahezu vollständig unter den Großmächten aufgeteilt. Im Generellen sicherte sich das deutsche Reich, trotz eines vergleichsweise spätes Einbringens in die koloniale Aufteilung Afrikas, zwei Hauptregionen des Kontinents. In diesen stand die Gewinnung von wichtigen Rohstoffen an erster Stelle. Deutsch-Ostafrika war ein Gebiet, welches das deutsche Reich durch Absprachen mit Großbritannien erhielt. In Ostafrika kam es unter der deutschen Herrschaft zu vielen Aufständen der einheimischen Völker, welche das deutsche Reich konsequent niederschlug. In Deutsch-Südwestafrika lagen ähnliche Verhältnisse vor. Die Völker Nama und Herero protestierten und kämpften dort verstärkt gegen die deutschen Kolonialherren in einem blutigen Konflikt. In beiden Gebieten kamen aufgrund der Konflikte und Aufstände hunderttausende Menschen unter der deutschen Kolonialherrschaft ums Leben. In Deutsch-Südwestafrika wurden bei den Aufständen wohl mehr als die Hälfte der Bevölkerung beider genannter Gruppierungen ausgelöscht.
Darstellung von Kolonien im Deutschen Kaiserreich
Ein großer Teil aller Deutschen um das Jahr 1900 hatte eine sehr geringe Chance jemals einem realen Menschen aus einem der kolonialen Gebiete zu begegnen. Die Erfahrungen der Gesellschaft über die Kolonien hielten sich demnach stark in Grenzen. Hauptsächliche Informationsquellen waren Massenmedien oder auch Werbung. Neben dem starken Einfluss von politischen Reden zur Thematik des Kolonialismus, welche in der Regel die Vorteile der Ausbeutung hervorgehoben haben, stellen sich die Fotografie und Literatur als wichtige mediale Präsentationsformen dar. Fotografien zu den Kolonien wurden oft in einer bestimmten Weise inszeniert. So zeigten die Motive meist nationalistische oder rassistische Elemente. Beispielsweise wurden Menschen mit anderer Hautfarbe abwertend dargestellt. Auch Sklaven bei der harten Arbeit wurden fotografiert und somit herabgesetzt. Im Weiteren diente die Fotografie auch der Verspottung des primitiven Lebensstils mancher einheimischer Völker. Manchmal wurden auch typische Gebäude und Hütten aus dem Kaiserreich in den afrikanischen Kolonien nachgebaut und dann fotografiert, um ein heimisches Gefühl beim Betrachter zu erzeugen. Ähnlich wie bei den Fotografien stellte sich auch die koloniale Literatur als rassistisch genutztes Medium dar. Die inhaltliche Qualität der deutschen Kolonialliteratur beschränkte sich auf ein Minimum. Die Werke waren oft stark nationalistisch und rassistisch verfasst und dabei in deren Ausführungen wenig differenziert. Die Hohe Anzahl an Fotos und Texten und Bildern zu den Kolonien spricht insgesamt für ein hohes bis überhebliches Selbstverständnis der deutschen Kolonialherren in den besetzten Gebieten. Durch die mediale Präsenz der Kolonien wurde dieses überhebliche Selbstbild ausgebaut und erweitert. Neben den medialen Einflüssen sorgten auch die sogenannten Kolonialausstellungen für ein verstärkt herabwürdigendes Bild der einheimischen Völker in der deutschen Gesellschaft. Auf solchen Ausstellungen wurden einheimische Menschen, wie in Zoos ausgestellt und wie Tiere gehalten. Auch in Dresden gab es solche Ausstellungen auf dem Gelände der heutigen Gläsernen Manufaktur am Straßburger Platz.
Quellen- und Literaturangaben
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