Der Erste Weltkrieg im Verlauf von 1914-1918

In diesem Kapitel erfahrt ihr mehr zum Ersten Weltkrieg und den zeitlichen Abschnitten des Krieges. Gemeinsam mit den Charakteren aus den Spielen Valiant Hearts und Memories Retold bereist ihr Schauplatze des Krieges und erfahrt mehr über technische Fortschritte und die Menschen im Krieg. Zunächst ist es allerdings wichtig die nötigen Grundlagen zu erlernen, um die nachfolgenden Szenen aus den Spielen einzuordnen.

Ausgangslage

Bereits vor dem eigentlichen Kriegsbeginn im Jahr 1914 war die außenpolitische Lage in Europa von Spannungen geprägt. Ein Großteil aller europäischer Staaten interessierte sich bis zum Kriegsbeginn immer noch für die Erweiterung des eigenen Staatsgebietes auf anderen Kontinenten im Zuge des Imperialismus. Zu diesem Zweck investierten die Großmächte immer höhere Geldsummen in militärische Bereiche. Mit der Entlassung von Otto von Bismarck im Jahr 1890 veränderte sich die Außenpolitik im Kaiserreich entscheidend. So wurden die geschaffenen Bündnisse nicht verlängert und Frankreich konnte seine Rolle in Europa wieder zunehmend stärken. Durch das sogenannte Tripel-Entente Bündnis war Frankreich nun offiziell mit Großbritannien und Russland verbunden und für einen potenziellen Kriegsfall abgesichert. Diesem mächtigen Bündnis standen die sogenannten Mittelmächte gegenüber. Bei diesen handelte es sich lediglich um das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn. Die Mittelmächte stellten für die Großmächte des Triple-Entente Bündnisses eine zunehmende Bedrohung dar. Kaiser Wilhelm II. investierte hohe Mengen an Geld in das Militär und bekräftige militaristische und nationalistische Ideologien im Deutschen Kaiserreich. Durch die erhöhte Gefahr, welche vom deutschen Kaiserreich ausging, investierten die anderen Mächte ebenfalls große Mengen an Geld in deren Militär. Es kam zum sogenannten Wettrüsten.

Das Attentat von Sarajevo

Die zuvor beschriebenen Spannungen und das Wettrüsten der Großmächte entwickelten sich durch das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 zum Ersten Weltkrieg in Europa. Damals gehörte die Stadt Sarajevo noch zu Österreich. Die Einwohner Sarajevos waren allerdings gegen die Herrschaft Österreichs in der Region. Als der Thronfolger des österreichischen Kaiserreichs Franz-Ferdinand und seine Frau die besetzte Stadt besuchten, wurden beide erschossen. Der Attentäter war ein radikaler Mann mit serbischen Wurzeln. Aufgrund dieser Wurzeln beschuldigte der damalige österreichische Kaiser das Land Serbien für den grausamen Anschlag verantwortlich zu sein. Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Dadurch dass Serbien mit den Triple-Entente Mächten verbündet war, mussten diese in den Krieg eintreten. Da das Deutsche Reich ein Verbündeter Österreichs war, mussten auch von Seiten der Deutschen die Bündnisse eingehalten werden. Das Deutsche Reich stand nun einem Zweifrontenkrieg gegenüber, welchen Bismarck durch seine geschickte Bündnispolitik eigentlich verhindert wollte.

Das Augusterlebnis

Der Begriff des Augusterlebnisses steht stellvertretend für die scheinbar hohe Kriegsbegeisterung in der gesamten deutschen Bevölkerung nach dem Bekanntwerden des Kriegsbeginns. Das scheinbare überglückliche Interesse vieler Menschen an dem Krieg basierte allerdings nur teilweise auf wahren Begebenheiten. So stellten die damaligen Medien die Freude über den Krieg künstlich größer dar, als es in der Gesellschaft vorzufinden war. Tatsächlich gab es in der Gesellschaft auch viele kritische Meinungen, welche einem Krieg entgegen standen. Diese wurden allerdings medial vernachlässigt.

Der Kriegsverlauf

Nach dem Attentat von Sarajevo trat im Jahr 1914 schließlich das ein, was Bismarck durch seine Bündnispolitik verhindern wollte. Das Deutsche Kaiserreich musste an zwei Kriegsfronten gegen die Alliierten ankämpfen. Im Osten stellte sich Russland als Gegner entgegen und von Westen bekämpften England, Frankreich und Belgien die deutschen Truppen. Erste Erfolge erzielten die Alliierten im Westen bei der Schlacht an der Marne 1914, wo sie deutsche Kämpfer am Vorrücken in Frankreich hindern konnten. Über Belgien kommend wollte das deutsche Heer von dort aus eigentlich blitzartig Paris angreifen und Frankreich als erstes feindliches Land bezwingen. Diese Taktik folgte dem sogenannten Schlieffenplan.

Das Deutsche Reich wiederum konnte in den ersten Monaten vermehrt Gewinne an der Ostfront verzeichnen. Nach den Verlusten der deutschen Armee veränderte sich die Kriegstaktik hin zu einem Stellungskrieg. Bei einem solchen Krieg stehen sich feindliche Truppen an einer Linie gegenüber und versuchen deren Position zu halten. Es ist also ein sehr defensives Vorgehen. Um bei einem Stellungskrieg besser geschützt zu sein, gruben die Soldaten auf beiden Seiten der Frontlinie sogenannte Schützengräben. Dabei entstanden teils sehr komplexe Systeme aus Gräben und Schächten. Aufgrund der vielen Gräben lässt sich der damalige Stellungskrieg als Graben- und Minenkrieg bezeichnen. Die jeweiligen feindlichen Gräben waren lediglich einige hundert Meter voneinander entfernt. Bereits nach wenigen Monaten wurden im Stellungskrieg entlang der Westfront und auch an der Ostfront sehr viele Rohstoffe und Materialien verbraucht. Der Krieg entwickelte sich zu einer regelrechten Materialschlacht. So wurden große Mengen an Waffen und Munition aufgebraucht und Unmengen an Menschenleben an der Kriegsfront ausgelöscht. Moderne Waffen, wie beispielsweise Maschinengewehre oder Panzer sorgten bereits im ersten Kriegsjahr für viele Tote.

Die Zahl der Opfer stieg ab 1915 weiter an. Im April 1915 wurde mit dem ersten deutschen Einsatz von Giftgas eine neue bedrohliche Waffe in den Konflikt eingebracht. Dies kostete während des Krieges viele Zivilisten und Soldaten das Leben. Ein weiteres wichtiges Ereignis stellt die Schlacht der deutschen und französischen Armee um Verdun 1916 in Frankreich dar. Dort kämpften die Soldaten zehn lange Monate, ohne dass sich die Fronten besonders merklich verschoben. Es starben jedoch ungefähr 300 000 Kämpfende während den militärischen Auseinandersetzungen um die Stadt.

Mit dem Kriegseintritt der Amerikaner im Jahr 1917 verringerten sich die deutschen Siegeschancen bedeutend. Die USA galten als starke Verbündete an der Seite von Frankreich und Großbritannien und unterstützen diese im Kampf an der Westfront. Der Kampf im Westen setzte sich also gnadenlos fort. An der Ostfront kam es dagegen im Jahr 1917 sogar zu einem Waffenstillstand zwischen Russland und dem Deutschen Reich. Im Jahr 1918 erreichten die Großmächte letztlich einen Durchbruch der deutschen Front. Das Deutsche Reich hatte den Krieg damit im Prinzip verloren. Es gab keine Hoffnung mehr auf einen Sieg. Am 11. November 1918 beschloss die Heeresleitung deshalb ebenfalls einen Waffenstillstand für die Westfront. Deutschland gestand die bedingungslose Kapitulation ein. Der furchtbare und grausame Krieg forderte insgesamt ca. 17 Millionen Zivilisten und Soldaten das Leben. Der Krieg kostete die Großmächte auch große Geldsummen. Deshalb liehen sich die Staaten Geld von der eigenen Bevölkerung in Form von Kriegsanleihen.

Quellen- und Literaturangaben

Ausgangslage (Wettrüsten/ Attentat von Sarajewo)
Förster, Stig: Im Reich des Absurden. Die Ursachen des Ersten Weltkrieges. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staatenkonflikten. 2. Auflage. Paderborn 2003. Seite 220.
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Verhey, Jeffrey: Augusterlebnis. In: Hirschfeld, Gerhard/ Krumeich, Gerd/ Renz, Irina: Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Paderborn 2014. Seite 359f.

Kriegsverlauf 1914-1918
Becker, Jean-Jacques/ Krumeich, Gerd: Der grosse Krieg. Deutschland und Frankreich im Ersten Weltkrieg 1914-1916. Essen 2010. Seite 66-69, 211-214, 219-229, 275-282, 287f., 290-296, 305-310.
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